Funkwetter Jahresrückblick 2023

Wir befinden uns im 39.Monat nach dem letzten Sonnenfleckenminimum und mehr als ein Jahr vor dem im Jahr 2025 erwarteten Sonnenfleckenmaximum.

Schon im Januar übertraf die Sonnenaktivität unsere Erwartungen. Der solare Fluxindex stieg auf 200 Einheiten und öffnete alle oberen Kurzwellenbänder weltweit. Bereits im April war die Sonnenaktivität kurzzeitig so hoch wie im Maximum des vergangenen Elfjahreszyklus. Der vom Space Weather Prediction Center SWPC dokumentierte Verlauf der Entwicklung zeigt einen möglichen ersten Peak vom Maximum ähnlich wie bei den letzten Zyklen. Der 25.Sonnenfleckenzyklus wird stärker als der 24. aber schwächer als der 23.Elfjahreszyklus sein. Die NASA korrigierte ihre Prognosen.

2023 stieg sowohl die Anzahl intensiver solarer Strahlungsausbrüche als auch die Zahl geomagnetischer Störungen. Bereits Ende März explodierte auf der Sonne der siebente X-Flare im Kalenderjahr. Ein Jahr zuvor gab es insgesamt sieben X-Flares, 2021 nur zwei.

Nach einem ziemlich ruhigen Februar stieg die Sonnenaktivität im März wieder schneller. Ende Februar überraschte uns die bisher im 25.Zyklus intensivste Aurora mit sichtbarem Nordlicht über Deutschland. Auf allen oberen Kurzwellenbändern war die nach Bouvet segelnde Mannschaft von 3Y0J/mm gut erreichbar.

Seit dem Frühjahr gestaltete sich die Entwicklung der Sonnenaktivität irregulär. Es gab täglich Flares und auch geomagnetische Störungen. Irregulär auch, weil bei der sehr aktiven Sonne erfahrungsgemäß die Ausbreitungsbedingungen besser sein müssten. Auf allen oberen Kurzwellenbändern waren die Signale oftmals ein bis zwei S-Stufen leiser als erwartet. Dabei waren alle Funkwege offen. Erste wissenschaftliche Publikationen nennen die Veränderungen in der unteren Atmosphäre durch den Klimawandel als mögliche Ursache für die großen Dämpfungsschwankungen, die die Funkwellen auf ihrem geradlinigen Weg durch die unteren Schichten der Ionosphäre erfahren.

Bis Mitte April dominierten gute Ausbreitungsbedingungen bevor mit der nächsten Aurora am 23. April eine längere gestörte Phase eintrat. Im April gab erste Erscheinungen der sporadischen E-Schicht deren Häufigkeit im Mai stieg.

Am 1.Juli öffnete überraschend das 6-Meterband nach Japan. Insgesamt aber schwächelte die Es-Saison. Stabile Hochdruckwetterlagen während des Sommers sorgten für troposphärisch bedingte Überreichweiten auf den Bändern über 30 MHz beispielsweise in der ersten Septemberhälfte.

Während der Sommermonate waren die Schwankungen der Sonnenaktivität relativ gering und die Dämpfungswerte meist hoch.

Seit September nahmen die Ausbreitungsbedingungen herbstlichen Charakter an. Die für 3000 km Sprungdistanz geltende MuF2 stieg fast täglich bis 40 MHz und alle oberen Kurzwellenbänder öffneten weltweit. Viele DX-Peditionen aus dem Südpazifik erzeugten oft laute Signale auch auf dem 10-Meterband. Am 19. und 24.September sowie am 5. November gab es wieder bis zu uns sichtbares Nordlicht. Dieses seltene Phänomen in unseren geografischen Breiten fünfmal im Jahr zu erleben ist bemerkenswert.

Insgesamt blicken wir auf ein Jahr zurück, in dem wir den sich positiv entwickelnden Sonnenfleckenzyklus erleben konnten. Es lohnte sich, auf allen Bändern aktiv zu sein

Wir erwarten bis übers Sonnenfleckenmaximum 2025 hinaus gute Funkbedingungen, die wir mit Aktivität ausfüllen können.

Für das Jahr 2024 wünsche ich uns allen Gesundheit, Frieden und Freude an unserem schönen Hobby. Bleibt aktiv! 73 DL1VDL

[1]: https://www.swpc.noaa.gov/products/solar-cycle-progression

[2]: https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/2017RS006256

Funkwetter Jahresrückblick 2023