Funkwetter Jahresrückblick 2022
Am Ende diesen Jahres sind wir im 37.Monat nach dem letzten Sonnenfleckenminimum und haben damit bereits die Halbzeit bis zum kommenden Maximum, das Mitte 2025 erwartet wird, überschritten.
Seit Dezember 2021 widerspiegelte sich die kontinuierlich steigende Sonnenaktivität nicht nur in den Statistiken sondern auch im Zustand der Ionosphäre. Im Gegensatz zu den Prognosen der Experten ist die als solarer Flux gemessene 10,7 cm Radiostrahlung der Sonne bisher doppelt so schnell gestiegen und die Sonnenfleckenzahl sogar viermal so schnell [1]. Vertraut man den zugehörigen Grafiken so ist die gegenwärtige Sonnenaktivität etwa so hoch, wie sie fürs Maximum erwartet wurde [2]. Vielleicht erleben wir gerade die erste Spitze davon. Bei vergangenen Zyklen gab es das auch.
Mit zunehmender Sonnenscheindauer im Frühjahr öffneten regulär alle oberen Kurzwellenbänder.
Im sogenannten Sommerloch, in den Monaten Juni, Juli und August gab es durch die erhöhte Tagesdämpfung üblicherweise schlechtere Ausbreitungsbedingungen. Dazu kam, dass die Häufigkeit zufälliger ionosphärischer Störungen (Sudden Ionospheric Disturbances – SID), auch als Mögel-Dellinger-Effekt bekannt, zugenommen hatte. Sie gelten zwar als ein Indikator für ein bevorstehendes hohes Sonnenfleckenmaximum. Sie führen aber kurzzeitig zu einer abnormal hohen Ionisation bzw. Plasmadichte in der dämpfenden D-Schicht.
Ab Mitte August stellte sich die Ionosphäre langsam auf Herbst um. Es gab wieder stabile Öffnungen aller oberen Kurzwellenbänder. Selbst im 10-Meterband gab es Umlaufechos und DX-Verbindungen über die langen Ausbreitungswege. Auch jetzt im Winter bei nur kurzer Sonneneinstrahlung auf der nördlichen Hemisphäre erreicht die für 3000 km Sprungentfernung geltende Grenzfrequenz der F2-Schicht mittags noch etwa 30 MHz.
Die sporadische E-Schicht erfreute uns auf den oberen Kurzwellenbändern und dem 6-Meterband bereits ab Ende April. Über 144 MHz stieg die MuF erst am 1.Juni, später als im Vorjahr. DF2ZC resümierte Ende Juli, dass die auf 2 Meter nutzbare sporadische E-Schicht mit insgesamt 190 Stunden Nutzungsdauer deutlich länger als in den letzten 17Jahren war [3].
Neben dem regulär erwarteten Anstieg des Elfjahreszyklus mit einer gewissen Schwankungsbreite der ihn bestimmenden Sonnenaktivität bildeten zufällige Ereignisse das Salz in der Funkwetterküche.
Überraschungen im Kalenderjahr waren beispielsweise:
- am 2.Januar eine Es-Öffnung auf 2-Meter nach Sizilien,
- in unseren geografischen Breiten nutzbare Radioauroras am 14.März und 14.April (Letztere ermöglichte auf den Bändern 6, 4 und 2 Meter Verbindungen bis Südeuropa),
- Ducts über mehrere Stunden auf 6 Meter zu TT8SN Ende Oktober,
- Transäquatoriale Wellenleiter (TEP) bis Südafrika auf 6-Meter.
Für das Jahr 2023 wünsche ich uns allen neben Gesundheit, Frieden und Freude an unserem schönen Hobby, dass sich der 25.Sonnenfleckenzyklus noch prägender in den Ausbreitungsbedingungen widerspiegelt. Bleibt aktiv! Das Sonnenfleckenmaximum ist bald erreicht.
[1]: F.Janda, OK1HH, Ausbreitung Januar 2023, Funkamateur FA1/23.
[2]: https://www.swpc.noaa.gov/products/solar-cycle-progression
[3]: UKW-QTC, Funkamateur FA7/22.