Bericht vom OV-Abend am 15.04.2025

Wir hatten Steffen Braun, DJ5AM, OVV von Stolpen, eingeladen. Steffen hatte am 2. Juli 2023 den Längstwellensender SAQ in Grimeton bei Göteborg besucht. An diesem Tag wurde das 100. Jubiläum der Anlieferung der Stationsausrüstung von SAQ gefeiert.

Steffen erklärte in seinem Vortrag sehr fachkundig die gesamte Anlage, die seit dem 7. Juli 2014 zum Weltkulturerbe zählt. Ein Besuch von SAQ ist jederzeit lohnenswert [1].

Kurzzusammenfassung:

  • Eine Motivation zum Bau war, dass während der Weltwirtschaftskrise fast ein Drittel der schwedischen Bürger in die USA ausgewandert waren und Kommunikationsbedarf bestand.
  • Obwohl mehr Stationen geplant waren, wurden nur neun Stationen in den USA, auf Hawaii, in Wales, in Polen und in Schweden tatsächlich in Betrieb genommen.
  • Die offizielle Eröffnung war am 2. Juli 1925.
  • Der Sender wurde bis 1941 zur Kommunikation zwischen Grimeton Radio und Radio Central auf Long Island, USA benutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als interkontinentale Funkverbindungen zunehmend über Kurzwellenverbindungen realisiert wurden, nutzte das schwedische Militär den Sender noch zur Kommunikation mit seinen U-Booten. 1995 wurde er außer Betrieb genommen.
  • Das QTH liegt optimal, denn zwischen Grimeton und Long Island/NY befindet sich fast nur Wasser. Das ist günstig für Längstwellenausbreitung auf 17,2 kHz.
  • Die Empfangsstation war abgesetzt im QTH Kungsbaka und bestand aus einer Beverageantenne mit zwei 13 km langen Drähten in 4 m Höhe. Der RX hatte einen 16,5 kHz mechanischen Oszillator (wie Alexanderson TX). Durch Mischung wurde aus 17,2 kHz – 16,5 kHz die Tonfrequenz von 700 Hz erzeugt, die ein CW-Operator handschriftlich auswertete. Die maximale Übertragungsgeschwindigkeit der Telegramme betrug 100 BpM.
  • Im Telegrafenamt Göteborg konnte man Telegramme aufgeben, die per Schreibmaschine erstellt wurden. Daraus wurden Lochstreifen gestanzt und ferngesteuert nach Grimeton übertragen, wo sie den Sender tasteten.
  • Die Sendeanlage besteht aus dem 200 kW Sender und der Antennenanlage.
  • Der elektromechanische Sender wird von einem Motor über ein Getriebe in Drehung versetzt und erzeugt damit eine kontinuierliche Wechselspannung von 17,2 kHz. Um so hohe Frequenzen zu erzeugen, ist ein schnell drehender Generator (2115 Umdrehungen pro Minute) mit einer speziellen Konstruktion notwendig [2].
  • Die Tastung erfolgt über einen Transduktor, einen magnetischen Verstärker, der nur bei ausgesendeten Morsezeichen die Antenne in Resonanz bringt, ansonsten diese verstimmt [3]. Die Unterdrückung des ansonsten als Dauerträger erzeugten CW-Signals beträgt etwa 30 dB.
  • Als Sendeantenne dient eine Alexanderson-Antenne mit zwölf 2,2 km langen Kupferdrähten, die an sechs wie riesige Hochspannungsmasten aussehenden Türmen (Höhe 127 m, Breite der Querarme 46 m) aufgehängt sind. Die sechs Vertikalstrahler werden von oben eingespeist und mit Verlängerungsspulen am Mastfuß abgestimmt. In der Speiseleitung befindet sich ein Variometer, das die gesamte Antenne z.B. bei Wetteränderungen nachstimmt.

[1]: https://grimeton.org

[2]: https://de.wikipedia.org/wiki/Längstwellensender_Grimeton

[3]: https://de.wikipedia.org/wiki/Transduktor_(Elektrotechnik)

Hartmut Büttig DL1VDL

Bericht vom OV-Abend am 15.4.2025