Der FT-DX10 als Zweitgerät

von Matthias, DD7NT

Bis Ende 2024 bestand meine Anlage aus einem TS-890, einem IC-703 für QRP und einem IC-9700 für 2 m, 70 cm und 23 cm. Alle drei Transceiver wurden über DXLab und meine inzwischen verbesserte und neu gebaute Steuerung bedient. Im Dezember 2024 wollte ich an einem QRP-Kontest teilnehmen und schaltete den IC-703 ein. Doch der gab keine Leistung mehr ab. Nach langer Fehlersuche musste ich feststellen, dass die bistabilen Relais für die Bandfilter und für den internen Tuner nicht mehr korrekt schalteten. Die Schaltung erfolgt vom Prozessor gesteuert über den Schaltkreis IC600: ISPLSI2064VE (100pin). Dieser ist programmiert. Er empfängt über einen Bus vom Steuerprozessor Steuersignale und stellt nach dem Programm die Impulse für die Relasischaltung des Tuners und der Bandfilter bereit. Mit dem Oszillografen konnten am IC nur noch sporadisch ausgehende Impulse festgestellt werden. Weder Bandfilter noch Tuner schalteten korrekt, obwohl die Verbindungen zwischen Prozessor und IC600 in Ordnung waren, so dass ich den IC-703 letztlich aussondern musste.

Da ich noch eine ganze Reihe QRP-Transceiver der 5-Watt-Klasse aus Eigenbau und Schenkungen habe, wurde die entstandene Lücke nicht mit einem neuen QRP-Gerät geschlossen. Es sollte ein Zweitgerät für HF und 100 W werden, damit der Funkbetrieb nicht stillsteht, falls einer der Transceiver Probleme machen sollte. Nach längerem Studium von Testberichten und Newsgroups gab mir mein Funkfreund Frank, DM5KK den Tipp, es doch einmal mit dem FT-DX10 zu versuchen. Der steht auf der Sherwood-Liste /1/ momentan (Stand 03.10.2025) auf Platz 2. Auf Platz 1 ist der FT-DX101D/MP gelistet. Also habe ich mir das Gerät mit einem 300 Hz Roofing-Filter bestellt. In diesem Beitrag möchte ich meine Erfahrungen mit dem FT-DX10 mitteilen.


Blockschaltbilder TS-890 und FT-DX10

Gibt es im Aufbau moderner Amateuerfunktransceiver eigentlich noch signifikante Unterschiede? Die Blockschaltbilder meiner beiden Transceiver sind stark vergröbert. Man kann vermuten, dass sich der FT-DX10 stärker auf die Nachbearbeitung des heruntergemischten Signals mit FPGA und DSP stützt. Die Parameter der Sherwood-Liste stützen sich auf Messergebnisse. Daneben gibt es andere Parameter wie Bedienfreundlichkeit, gute Lesbarkeit der Manuals und eine große Rolle spielen auch die Präferenzen des Benutzers. Wie wird sich der FT-DX10 im Vergleich zum TS-890 positionieren?

Bild 1: TS890 -Sherwood-Liste #9 Stand 03.10.2025
Bild 2: FT-DX10 – Sherwood-Liste #2 Stand 03.10.2025

Einschalten und erste Tests

Im DXLab wurden die Einstellungen für den FT-DX10 (Ports, Baudrate) eintragen. Damit waren die Grundfunktionen Frequenzeinstellung, Bandwahl, Einstellung der Betriebsart, Loggen u.v.a. am PC verfügbar. Zuerst wollte ich wissen, was der FT-DX10 beim Empfang von CW-Stationen leistet. Die Sherwood-Liste hatte mich neugierig gemacht. Dazu suchte ich mir CW-Stationen aller Leistungsklassen – von „noch hörbar“ bis „big gun“ mit 1 kHz breitem CW-Signal und testete mit dem 300 Hz Roofing-Filter und einem Durchlassbereich zwischen 300 Hz und 50Hz. Das Ergebnis war verblüffend:

  • Auch bei dem kleinsten einstellbaren Durchlassbereich von 50 Hz bringt der FT-DX10 ein klares und klirrfreies CW-Signal in den Kopfhörer. Schwache Stationen werden damit besser bzw. überhaupt erst lesbar. QSB und QRN treten merklich zurück. Bei starken Stationen muss man genau auf die Mitte abstimmen um die Station sauber hören zu können.
  • Das folgende Bild zeigt einen Ausschnitt aus dem CQ-WPX-CW Kontest. Hier waren Stationen mit abnormer Bandbreite zu beobachten. Oftmals befanden sich unter einem dieser übersteuerten Signale andere Stationen. Mit 50 Hz Durchlassbereich konnten auch diese Stationen gut gehört und gearbeitet werden.

Für knifflige Situationen beim CW-Betrieb ist der FT-DX10 damit eine gute Wahl!

Bild 3 – Kontestbetrieb mit 50 Hz Filterbreite
Bild 4 – Sauberes CW mit 50 Hz Filterbreite

Bedienung

Der FT-DX10 hat für die Handbedienung insgesamt 22 Taster, einen großen zweigeteilten Abstimmknopf für Grob- und Feinabstimmung, fünf Drehencoder und ein Doppelpotentiometer für AF und Squelch. Manche Taster haben eine einfache Ein-Aus-Funktion (NB-Noise Blanker, DNR-Digital Noise Reduktion, Notch u.a.) bei den Tastern für Mode und Band erscheinen im Display dann die Anzeigen der verfügbaren Modi und Bänder. Die Auswahl erfolgt durch Berührung des Touchscreens.

Bild 5 – Bandwahl mit dem Touchscreen


Die meiste Einstellungen erreicht man durch Drücken des Func-Drehecoders.

Bild 6 – Funktionen mit dem „Func-Derehencoder“ wählen

Durch Drehen des Encoders oder Berührung des gewünschten Feldes wird die Funktion ausgewählt. Bei den ON-OFF-Einstellungen wird der gewünschte Zustand direkt am Touch-Screen eingestellt, bei Funktionen bei denen ein Wert eingestellt werden kann, geht es zur Grundanzeige zurück und mit dem Drehencoder kann nun der gewählte Wert geändert werden. Im Bild unten sind fünf Menüs für Grundeinstellungen des Transceivers aufrufbar. Durch Auswahl mit „Func“ oder Berühren der Felder gelangt man in die entsprechenden Menüs und kann Einstellungen vornehmen.

Die Bedienung des FT-DX10 ist damit recht übersichtlich und prägt sich schnell ein. Der Transceiver ist mit 26 cm Breite nur 3 cm breiter als der IC-7300. Daher sind die Tasten relativ klein und viele Bedienvorgänge erfordern mehrere Schritte.

Ich bediene meine Transceiver lieber per PC mit „Klick“ als am Gerät per „Drück“. Mit DXLab als Steuerprogramm für den FT-DX10 kann man die Bedienung komfortabel gestalten. Für die Einrichtung und Bedienung des FT-DX10 findet man auf Youtube viele Tipps z.B. /3/

Display und Wasserfalldiagramm

Für die Darstellung des Wasserfalls gibt es eine ganze Reihe von Einstellungen. Die erste Einstellung betrifft die Darstellung in „3D“ oder „2D“ . Die attraktive 3D-Darstellung ist auf vielen Prospekten zu sehen. Für den praktischen Betrieb arbeite ich lieber mit der normalen 2D-Darstellung. Der 3D-Modus wird bei einem gut belegten Bandabschnitt unübersichtlich.

Bild 7 – 2D Wasserfalldiagramm


Die übrigen Einstellungen betreffen: die Farbmischung, die Helligkeit, die dargestellte Bandbreite und die Laufgeschwindigkeit. Im Bild sehen wir die Farbmischung blau-grün, es werden 5 kHz dargestellt und die Geschwindigkeit ist so gewählt, dass man auch schnelle CW-Signale klar von Trägern unterscheiden kann. Die Bandbreite kann man von 1 kHz bis zu stolzen 1 MHz wählen und sich so schnell einen Überblick über ein ganzes Band verschaffen. Am häufigsten muss die Helligkeit „Level“ angepasst werden. Sie ist von den jeweiligen Bedingungen aber auch von der gewählten Bandbreite abhängig. Der Regelbereich geht von -30 bis +30 dB. Verglichen mit dem TS-890 ist die Darstellung etwas unruhiger und könnte eine Glättung vertragen.

Steuerung mit DXLab für einen komfortablen Betrieb

Betrieb in Digimodes

Da ich auch Digitalbetrieb mit dem TS-890 in USB durchführe, habe ich auch den FT-DX10 entsprechend eingerichtet. Somit kann ich die 100 Speicherplätze für Frequenz und Modus des DXLab für beide Transceiver nutzen. Für die 4 benötigten Modi CW, DIGI, LSB und USB habe ich eine DXLab-Kommandosequenz aufgebaut, die jeden Modus entsprechend konfiguriert. Im folgenden ein Auszug aus der Kommandofolge für den Mode DIGI:

Bild 8 – Steuerfolge für den Digimodus

Hier sieht man die entsprechenden CAT-Befehle für die Einstellung des Digimodus. Neben der Moduseinstellung für USB werden Filter, Datenquelle und Display konfiguriert. Entsprechende Kommandofolgen gibt es im selben Script auch für CW, Fonie-USB und Fonie-LSB. Für die Beschreibung der CAT-Befehle kann man sich das entsprechende Manual bei /2/ herunterladen.

Abstimmen mit externem Tuner

Da der FT-DX10 auch mit PA benutzt werden kann, erfolgt die Abstimmung der jeweils zugeschalteten Antenne immer mit einem LDG AT-1000 ProII. Der interne Tuner des FT-DX10 wird nicht benutzt. Diese Aufgabe wurde auch mit einer Steuerfolge gelöst:

Bild 9 – Abstimmen mit verringerter Leistung mit SO2R-Kommandos für nötige Schaltvorgänge

Beim TS-890 gibt es ein Kommando „Abstimmen mit verringerter Leistung“. Für den FT-DX10 muss man die einzelnen Schritte selbst starten. Der Ablauf beim Starten der Abstimmung ist: Leistung 10W und Modus CW einstellen. Dann mit SO2R-Kommandos über die selbstgebaute Steuerung den Keyer aktivieren, einen Dauerton erzeugen und den LDG-Tuner starten. Der entsprechende Button auf der Oberfläche wechselt von „Tune“ zu „StopTune“. Ist der Tuner mit der Abstimmung fertig und das Ergebnis gut, klickt man den Button nochmal an und der Abstimmvorgang wird beendet. Der FT-DX10 verbleibt im CW-Modus mit 10 W, die entsprechenden Buttons und der Power-Slider werden auf diese Werte korrigiert. War ein anderer Modus gewünscht muss dieser Modus und die benötigte Leistung eingestellt werden.

Um einen Überblick über die Steuermöglichkeiten zu bekommen, hier noch einen Blick auf einen Teil der Oberfläche des DXLab-Commanders für den FT-DX10:

Bild 10 – Oberfläche des DXLab-Commanders mit konfigurierbaren Steuerbuttons

Im oberen Teil sieht man die Funktionen, die der DXLab-Commander bereitstellt. Unter „User defined Controls“ befinden sich die eigenen Kommandosequenzen. Diese beziehen sich nicht alle auf den FT-DX10. Der mit „Yagi“ beschriftete Button kann z.B. die Antenne für den vielleicht ebenfalls laufenden IC-9700 einstellen oder kann ihm über F11 auch den Keyer oder mit F12 den Audioeingang übereignen. Der Mode-Button F9 steht momentan auf „DIGI“ und wechselt beim Anklicken jeweils auf den nächsten Modus, d.h. die Buttons zeigen in ihrer Beschriftung die aktuelle Einstellung.

Unten sehen wir 8 Slider. Davon sind 5 belegt. Damit können Ausgangsleistung, Lautstärke und Displayeigenschaften per Schieberegler bequem eingestellt werden. Insgesamt können 32 Kommandofolgen definiert werden. Das genügt, um den FT-DX10 vom Einschalten (F5)
bis zum Ausschalten komfortabel zu bedienen ohne ihn zu berühren.

Anschluss der PA

PA – Anschluss

Für den Anschluss PA gibt es einen „DIN-Stecker“ japanischer Norm. Wenn man die Yaesu-PA VL1000 verwendet, bekommt man auch fertige Kabel die in diesen Stecker passen. Für meine ACOM-1000 benötige ich nur die beiden Pins der Open-Collector-Schaltung zur Steuerung. Ich wollte nicht unbedingt ein Kabel für die VL-1000 beschaffen, um es anschließend zu zerschneiden.
Mit dem Suchbegriff „FT-DX10 PA Kabel“ findet man bei einem bekannten Versender aus China /6/ ein preiswertes passendes Kabel mit offenen Enden. Dessen Stecker passte in die „Linear Buchse“ des FT-DX10. Die Anschlüsse für den Open-Collector-Ausgang befinden sich in der untersten Reihe. GND hatte in dem Kabel eine rote Ader.

Anschluss eines externen Bildschirms

Wenn der FT-DX10 etwas abseits im Regal steht, wäre es schön, sich das Display des FT-DX10 auf den größeren PC-Bildschirm zu holen oder dafür einen kleinen Bildschirm in besserer Position zu nutzen. Dafür hat der FT-DX10 an der Rückseite eine FTDI-Buchse. Mit einem FTDI-Kabel kann man dann einen Bildschirm mit FTDI-Eingang anschließen und man hat das Bild da, wo man es haben möchte. Da die FTDI-Norm recht betagt ist, war meine Suche nach einem geeigneten Bildschirm mit FTDI-Eingang vergeblich. Für die modernere DVI-Norm ist das Angebot gut. Es läge also nahe, einfach einen Adapter FTDI→DVI anzuschließen und das Problem so zu lösen. Wenn man das tut, muss man allerdings mit dem Ausfall der Videofunktion rechnen, und eine Reparatur des Transceivers wird nötig. Ich hatte vor dem Kauf des FT-DX10 die verfügbaren Quellen und Newsgroups ausgewertet und habe diesen Versuch nicht unternommen.

Eine passende Lösung zeigt M7EUP auf Youtube /7/. Er hat ein FTDI → DVI Kabel der Firma StarTech verwendet und an dieses auf der DVI-Seite einen Video-Capture-Stick von VIXW angeschlossen. Dessen USB-Ausgang verbindet man mit dem PC, und nun kann man mit der Microsoft-Kamera-App den Displayinhalt in einem Fenster auf dem PC anzeigen (siehe auch die Bilder 5 bis 7, die Screenshots der Kamera-App sind). Diese Lösung funktioniert ausgezeichnet. Die benötigten Teile hat M7EUP bei seinem Youtube-Beitrag aufgelistet. Ich konnte sie bei /5/ bestellen.

Häufiges Lüften

In den einschlägigen Foren gab es Hinweise, dass der FT-DX10 häufiger und auch im Empfangsbetrieb den Lüfter einschaltet. Dieses Verhalten kann ich bestätigen. Ich habe den Energiebedarf meiner Transceiver im Empfangsbetrieb gemessen:

TransceiverRuhestromLeistung bei 13,8 V
IC-97001,9A26W
TS-8902.2A30W
FT-DX102.4A33W

Beim IC-9700 habe ich noch nie ein Lüftergeräusch bemerkt. Beim TS-890 ist ein hörbares Lüften extrem selten und gilt für mich als Signal dem Gerät sofort eine Pause zu gönnen. Der FT-DX10 lüftet im Sendebetrieb häufig und schaltet sich auch im Empfangsbetrieb gelegentlich ein. Der Lüfter ist relativ leise. Ich empfinde ihn nicht als störend.

TX-Anzeige blinkt

Nach mehreren Wochen störungsfreien Betriebs blinkte beim Einschalten des Transceivers die TRX-Anzeige am Display und der FT-DX10 reagierte nicht und streikte. Hierzu findet man in den einschlägigen Foren viele Kommentare und viele mögliche Ursachen /4/. Ich konnte den Fehler zum Glück schnell finden. Eine Rändelmutter am Bug hatte sich gelockert und der Keyer gab beim Einschalten des TRX bereits Dauerton. Der FT-DX10 prüft dies und andere Parameter beim Einschalten und während des Betriebes des Gerätes und signalisiert Unregelmäßigkeiten durch Blinken der TX-Anzeige. Die Fehlerursache muss man dann selbst finden. Ein Fehlercode wird leider nicht angezeigt.

FT-DX10 – Fazit

Nach mehreren Monaten Betrieb bewerte ich den FT-DX10 als ein gutes Gerät mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis und sehr guten Empfangseigenschaften. Bevor man das Gerät in den Regelbetrieb nimmt, sollte man sich zunächst in Ruhe über mögliche Probleme und deren Lösung informieren, damit die Freude an dem Gerät nicht getrübt wird. Für die Jagd nach raren Stationen im Splitbetrieb-Pileup bleibt der TS-890 die Nummer 1. Das Aufsuchen der passenden Lücke im Pileup geht mit dem TS-890 einfach schneller. Für „gemütliches“ CW und Digimodes kommen beide Transceiver abwechselnd zum EInsatz.

Links

/1/ http://www.sherweng.com/table.html

/2/ https://www.hfelectronics.eu/manuals/Yaesu/HAM%20Fixed/FT-DX10_CAT_Operating%20Manual.pdf

/3/ https://www.youtube.com/watch?v=x5zohcTp-e8

/4/ https://groups.io/g/ftdx-10/topic/random_tx_inhibit_no/79565726

/5/ www.amazon.de

/6/ aliexpress.com

/7/ https://www.youtube.com/watch?v=1EY7m5e91TI

Der FT-DX10 als Zweitgerät