Funken mit Röhrengeräten


von Wolfgang DL6LUW

Nach einer Zeit mit fertigen Transceivern und Bausätzen für QRP-Geräten kam irgendwann der Wunsch nach einem Röhrengerät auf. Mangels Erfahrung im Umgang mit Röhren wurde ein Selbstbau erst einmal verschoben. Also suchte ich ein Gebrauchtgerät. Die Auswahl war dabei weniger von Sachkenntnis als von dem bescheidenen Angebot geprägt. Das Glück war mir aber hold und ich konnte eine Drake Line mit R4C und TX4 erwerben. Diese funktioniert jetzt schon seit einigen Jahren und hat außer Kontaktproblemen keine Schwierigkeiten bereitet. Sie hat ihren Platz im Garten, weil dort die beste Antenne steht.

Drake Line mit R4C und TX4

Die Betriebstechnik mit einem derartigen Gerät unterscheidet sich von der eines modernen Transceivers. Sie ist sicher für Contester und DX-Spezialisten zu langsam und zu umständlich. Sie hat aber, für denjenigen, der es so empfindet, auch einen besonderen Reiz. Ich benutze die Line als zwei getrennte Geräte.

Das heißt, ich muss mich einpfeifen auf die Gegenstation. Die Verwendung als Transceive-Line führt leider zu einem unangenehm hohen CW-Signalton von 1100 Hz. Dies ist durch die Trägerverstimmung beim Senden in CW vorgegeben.

In diesen Beitrag möchte ich zwei weitere Retrostationen vorstellen, die ich in der Wohnung in Pirna aufgebaut habe.

Als Antenne nutze ich hier eine 5 m lange Vertikal, die ich an zwei verschiedenen Stellen auf dem Balkon in der obersten Etage installieren kann.

Als Empfänger konnte ich nach langem Suchen zwei R2B von Drake erwerben. Der R2B ist ein Dreifachsuper mit einer dritten ZF von 50 kHz. Damit stellt er eine Bandbreite von 500 Hz für CW-Empfang zur Verfügung. An die zweite ZF von 455 kHz kann ein Gütevervielfacher angeschlossen werden.

Der erste gekaufte Empfänger hatte keinen solchen Gütevervielfacher dabei. Einzeln sind die originalen Geräte von Drake wahrscheinlich kaum zu finden. Für CW ist jedoch der Gütevervielfacher eine große Hilfe – deshalb der Kauf eines zweiten Empfängers, diesmal mit dem originalen Gütevervielfacher von Drake.

Als Sender kommt in der ersten Station ein selbstgebauter CW-Sender zum Einsatz. Dieser besteht aus einem PLL-Schaltkreis SI5351, einer getasteten Treiberstufe und einer 10 W Linear-PA von QRP-LABS. Danach folgt noch ein Satz von Tiefpassfiltern. Das alles wird von einem Arduino Nano so gesteuert, dass Semi-BK Betrieb möglich ist.

Im folgenden Bild ist die Station mit einer ETM-5 zu sehen. Der R2B ist mit allen Quarzen für die WARC-Bänder aufgerüstet.

Trotz der geringen Leistung von 10 W und nur einer 5 m Vertikal lässt sich aber ab 40 m CW-Betrieb gut durchführen.

Mit dem zweiten R2B sollte nun eine vollständige Röhrenstation zusammengestellt werden. Dazu gelang es mir, einen DX60B von Heathkit zu kaufen.Dies ist ein Quarz gesteuerter AM/CW-Sender mit ca. 50 W Ausgangsleistung. Er wurde zu seiner Zeit als Bausatz oder Fertiggerät angeboten.Das Manual ist im Internet verfügbar. Auch finden sich in den Diskussionsforen viele Hinweise zur Restaurierung und Fehlersuche. Mein gekauftes Gerät war in einem Topzustand und konnte sofort benutzt werden.

Station mit R2B und Eigenbau-Sender

Die Schaltung des Senders ist typisch für die AM/CW-Sender der damaligen Zeit. Drei Röhren reichen für den Betrieb auf den klassischen Bändern. Auf die Oszillatorstufe folgt eine Vervielfacherstufe und dann direkt die Endröhre, in diesem Fall eine 6146. Diese Röhre war sehr verbreitet und ist heute noch problemlos erhältlich.

Zusätzlich gibt es noch einen getrennten VFO von Heathkit, ein für den heutigen Funkbetrieb unerlässliches Teil. Da die Wahrscheinlichkeit, ein solches Teil einzeln gebraucht zu finden, recht gering ist, habe ich einen passenden VFO selbst gebaut. Es kam wieder der PLL-Schaltkreis SI5351 und ein Arduino zum Einsatz. Der Arduino steuert auch eine Semi-BK Schaltung, welche ich auf einer kleinen Aluplatte rückseitig am DX-60 befestigt habe.

Semi-BK als Zusatz zum DX-60B

Das folgende Foto zeigt die vollständige Station. Rechts auf dem DX-60B findet sich der VFO und der Q-Multiplier.Daneben eine ETM-3. Links ist der R2B mit einer Lautsprecherbox.Dort war anfangs noch der Einbau eines Q-Multipliers geplant.Dies hatte sich durch den Kauf eines Heathkit HD-11 erledigt. Dieser funktionierte auch von Anfang an einwandfrei.


Retro Station mit R2B und DX-60B

Hier noch ein Foto vom Aufbau des VFO. Man erkennt, dass die Hardware nur aus Modulen besteht. Eine LCD-Anzeige mit IIC-Ansteuerung, ein Arduino, eine PLL SI5351 und eine Platine mit Treiber und Taststufe. Die eigentliche Funktionalität findet sich in der Software.

Innenansicht des VFO

Diese gestattet die schnelle Anpassung der Zeitkonstanten für die Umschaltung des Antennenrelais und Schaltung des PTT-Eingangs.

Das war’s über meine Röhrengeräte.

Funken mit Röhrengeräten