Ich sehe mir gern eingehende QSL-Karten aber auch manche eQSLs etwas genauer an. Dann versuche ich etwas über das gewählte Motiv im Internet herauszubekommen. Hier hat Sergej, UA9KAD Motive aus der Umgebung seines QTHs dargestellt. Das ist der Ort Seyakha auf der Jamal-Halbinsel. Man sieht eine Zeltbehausung mit Schlitten davor, ein junges Rentier. Seyakha befindet sich am Westufer des Ob. Zwischen Ob und Kara-See liegt ein Tundrengebiet mit traditioneller Weidewirtschaft. Es gibt Rentierherden mit mehr als 100 Tieren. Die einheimischen Nenzen ziehen mit ihren Herden über die Weidegründe und leben zumindest in der Vegetationsperiode nomadisch. Seyakha ist weder über eine Straße noch per Schiff erreichbar. Verkehrsmittel ist der Hubschrauber, der vom 600 km entfernten Salekhard die nördlich liegenden Siedlungen anfliegt. Einen guten Überblick über das Gebiet findet man in /6/. Seaykha kann auch von Touristen besucht werden. /3/.

Mich faszinierte die Landschaft im linken oberen Teil der eQSL. Zu sehen sind Seen, im Hintergrund überwiegend runde Seen, im Vordergrund ein See, den ein flacher Wall umgibt. Seen mit umgebendem Wall könnten Reste von alten Vulkanen (Calderen) oder auch Folgen eines Meteoriteneinschlages sein. Beides kommt aber in dieser Landschaft und bei der Dichte der Seen nicht infrage. Wie mögen diese Seen entstanden sein?

Einen möglichen Hinweise liefert das Forschungsinstitut für Öl und Gas an der Russischen Akademie der Wissenschaften. /1/ Das Institut hat 2017 und 2018 Expeditionen in das Gebiet entsandt. Anlaß war eine Gasexplosion am 28. Juni 2017. Es war Methangas aus der Erde ausgetreten und hatte sich selbst entzündet. Bei der Explosion entstand ein großer Krater. Das Gebiet wurde beflogen, es wurden weitere Kraterstrukturen festgestellt. Inzwischen sind ca. 400 solche Krater bekannt. Der umfassende Artikel liefert Daten über die bei solchen Vorgängen in die Athmospäre austretenden großen Gasmengen. In der weiteren Umgebung befinden sich erkundete Lagerstätten von Erdgas. Dieses lagert jedoch in größeren Tiefen. Für das Entweichen oberflächennaher Gasblasen wird über den Einfluss der wärmeren Sommer auf die Methanbildung in geringeren Tiefen und über tektonische Ursachen (Eisdruck, Gasförderung, Erdwärme aus der Tiefe) diskutiert. Die Gasexplosionen gefährden die dort lebenden Menschen und die Infrastruktur der Gasförderung. Die freigesetzten Gasmengen sind klimaschädlich und könnten für weiter steigende Temperaturen währen des Sommers sorgen.

Nicht jeder Hügel und jeder runde See verdankt seine Entstehung einer Gasexplosion. Die Mehrzahl der Seen dürfte aus sog. „Pingos“ entstanden sein. Das sind Hügel, deren Inneres ein Eiskern bildet. Wenn eine Fläche vereist, drückt das Eis auf den Untergrund und sinkt ein. Weiteres Eis kann sich darüber bilden, der Druck auf den Untergrund steigt. An den Rändern einer solchen Eiswanne bildet sich dann ein Wall, der die Flanken des Eiskerns teilweise deckt. Auf diese Weise entstehen Hügel bis zu 70m Höhe. Diese Hügel werden als „Pingos“ bezeichnet. Eindrucksvolle Bilder gibt es davon aus Kanada u.a. in /4/ und /5/

/1/
https://www.researchgate.net/publication/341905295_Complex_of_Geophysical_Studies_of_the_Seyakha_Catastrophic_Gas_Blowout_Crater_on_the_Yamal_Peninsula_Russian_Arctic/link/5ed8ea7b45851529453145dd/download

/2/
https://www.aa.com.tr/en/environment/methane-blowout-craters-in-siberia-are-canary-in-a-coal-mine-for-global-climate-/2686703


/3/
/https://www.yamalpeninsulatravel.com/tour/seyakha-tour/

/4/
https://sites.google.comhttps://de.wikipedia.org/wiki/Pingo

/5/
http://whttps://parks.canada.ca/lhn-nhs/nt/pingo

/6/
https://en.wikipedia.org/wiki/Yamal_Peninsula

Quellen:

Klimawandel auf einer eQSL